Eine Kochinsel als Ort der Heimat

17 Frauen und 16 Kinder aus der Ukraine wohnen derzeit in der „Villa Zuflucht“ in Stadtsteinach. Mit 6000€ Spendengeldern konnten wir helfen, die defekte Kochinsel zu ersetzen, damit die Familien wieder gemeinsam kochen können.

Die neu eingebaute Kochinsel in der Villa Zuflucht ist bereits in vollem Einsatz. Die Herdplatten der alten Kochinsel waren kaputt gegangen. Man hatte mit Provisorien – mobilen Kochplatten - versucht zu überbrücken. Für die 33 Bewohner und Bewohnerinnen, die nach einem Kochplan die Küche zur Selbstversorgung nutzen, eine zunehmend untragbare Situation. Umso schöner war der Empfang zur Spendenübergabe mit den Ehrenamtlichen und Bewohnerinnen der Villa durch die Franken HELFEN Franken Mitglieder Walter Schweinsberg (Vorstand und Geschäftsführer der Mediengruppe Oberfranken, links im Bild) und Jessica Nickel (Schriftführerin, dritte von links). Mit dem Spendengeld von 6000€ konnte der Einbau der neuen Kochinsel komplett finanziert werden und zur offiziellen Übergabe haben die Bewohnerinnen darauf liebevoll Speisen aus ihrer ukrainischen Heimat für alle zubereitet.

Alfons Hrubesch, 1. Vorsitzender der Opferhilfe Oberfranken, die die Villa Zuflucht in Stadtsteinach unterhält, zeigt sich bei der offiziellen Übergabe der Spende beeindruckt und dankbar: "Wir haben kurz nach unserer Anfrage an Franken HELFEN Franken die positive Rückmeldung bekommen, dass der Spendenverein die Kosten für eine neue Kochinsel komplett tagen wird. So konnten wir direkt einen Handwerker beauftragen und die unzureichende und auch gefährliche provisorische Kochlösung schnell ersetzen. Wir haben noch nie so unkompliziert Hilfe erfahren, wie in diesem Fall und ich danke im Namen aller Bewohner und Bewohnerinnen ganz herzlich dafür!".

Die Kochinsel bedeutet für die 17 kleinen Familien nicht nur die Möglichkeit der täglichen Nahrungsversorgung, erklärt Susanne Werner, ebenfalls Vorsitzende der Opferhilfe Oberfranken und Eigentümerin der Villa Zuflucht. Die Frauen finden an der Kochinsel und in den ukrainischen Gerichten, die sie dort zubereiten können, ein Stück ihrer verlorenen Heimat wieder. Sie legen viel Wert darauf, traditionelle Gerichte zuzubereiten, auch um für ihre 16 Kindern zwischen Kindergartenalter und 17 Jahren nach der Flucht eine Verbindung zur Heimat aufrecht zu halten. Außerdem können sie gemeinsam ihre teils schlimmsten Erlebnisse an der Kochinsel aufarbeiten und man gibt so auch Raum für Trauer, Wut und Tränen.

Wie aus einem Wohnhaus die Villa Zuflucht entstand ...

Die Einrichtung der Opferhilfe Oberfranken ist ein echter Glücksfall für die Geflüchteten. Susanne Werner hatte ihr ehemaliges Wohnhaus, das aus ihrer Zeit als Unternehmerin mit Großfamilie inzwischen viel zu groß geworden war, bereits zum Verkauf angeboten, als der russische Angriffskrieg ausbrach. Sofort stoppte sie den Verkauf und begann zusammen mit dem Team der Opferhilfe, für die sie schon langjährig aktiv war, die Räume der 650qm großen Villa in Wohnraum für Geflüchtete umzubauen. Ein riesiger logistischer, wie baulicher Kraftakt wurde vollbracht, bis vor etwas mehr als einem Jahr die ersten Frauen mit ihren Kindern einzogen.

All das schafft das Team der Opferhilfe ehrenamtlich. Die Frauen leisten ihren Beitrag, indem sie sich selbst organisieren. Zwei der Frauen sind die Hauptorganisatorinnen, im ganzen Haus hängen Pläne, die akribisch vorbereitet und auch eingehalten werden, damit das Zusammenleben von 17 wildfremden Erwachsenen und ihren Kindern in dem Haus gelingt. Duschplan, Waschmaschinenplan, Kochplan, aber auch ein Plan der Geburtstage oder der Schulplan der Kinder schaffen Regeln und Zusammenhalt. Wie eine riesige Großfamilie, aber mit der nötigen Privatsphäre für die einzelnen Menschen. Es gibt 9 Kühlschränke und in der Garage über 30 Fahrräder. Und nun gibt es wieder eine Kochinsel mit zwei großen Kochfeldern.

Published On: Montag, März, 2023