Halbzeit des „halben Manns“

In Coburg war am Mittwoch Halbzeit der Benefiztour des „halben Manns“. Er fährt mit einem besonderen Rad von Hamburg zur Zugspitze – für einen guten Zweck.

Coburg —10.000 Euro Spenden hat Flo Sitzmann bei seiner „Hoffnung für Kinder“-Tour am Mittwoch in Coburg verbuchen können.  Die Aktion „Miles for Hope“ von Hamburg zur Zugspitze hatte in Coburg Halbzeit. 900 Kilometer wird der „halbe Mann“ dafür mit dem Hand-bike durch die Republik herunterkurbeln, „aber wahrscheinlich werden es am Ende 1200 Kilometer sein“, meinte Flo Sitzmann am Mittwoch nach der Ankunft auf dem Coburger Marktplatz. Die Tour begann am 18. August in Hamburg und soll am 31. August auf der Zugspitze enden. Anlass der Tour ist ein tragisches persönliches Ereignis vor 30 Jahren: Damals wurde Flo Sitzmann durch einen Unfall zum „halben Mann“, weil er bei einem Motorradunfall, an dem ein Lkw beteiligt war, beide Beine verlor.

Entdeckung des Handbikes

Nach zwei Jahren Krankenhaus und Rehamaßnahmen  entdeckte  er  das  Hand-bike für sich und kämpfte sich in kurzer Zeit  an  die  Weltspitze  dieser  Disziplin (dreimal  deutscher  Meister,  Vizewelt-Meister, Teilnahme an Paralympics). Seitdem ist  er  auch  für  die  gute  Sache unterwegs,  sammelt  Spenden  und  verbindet dies mit seinen sportlichen Ambitionen, zum Beispiel beim 540 Kilometer langen Radrennen „Styrkeprøven“ (Trondheim–Oslo) in Norwegen, wo seine Rekordzeit nach wie vor Bestand hat. Beim Etappeneinlauf auf dem Coburger Marktplatz vor das Stadthaus waren unter anderem auch langjährige Weggefährten von Flo Sitzmann mit von der Partie:  so Andreas Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha und der Coburger Bauunternehmer Max Beyersdorf. Beyersdorf   und Sitzmann verbindet   eine langjährige Freundschaft mit mehreren gemeinsamen Projekten. Norbert Schug (Vorstandsvorsitzender) und Matthias Herpich (Generalbevollmächtigter) von der VR-Bank Coburg überreichten Schecks von je 2500 Euro an den FC FED Olé aus Coburg und die Familie Kuhnlein aus Mitwitz.  Als „Bühne“ diente das Tiny House der R+V-Versicherung, das zu deren 100. Jubiläum unter dem Motto #MissionMiteinander durch Deutschland tourt.  Die VR-Bank Coburg unterstützte den Etappeneinlauf in Coburg, Teambank und die Versicherung spendeten jeweils 5000 Euro.

Sein Handicap ist seine Marke

„Der halbe Mann“ – wie sich Florian Sitzmann öffentlichkeitswirksam selbst nennt, hat den Spendenverein der Mediengruppe Oberfranken „Franken helfen Franken“ als einen von sieben offiziellen Spendenempfängern für seine „Hoffnung für Kinder – Miles for Hope“-Tour ausgewählt.  „Wir sind stolz, ein Teil dieser Aktion zu sein“, erklärt Jessica Nickel, Leiterin der Unternehmenskommunikation der MGO und Vorstandsmitglied von „Franken helfen Franken“. „Ich glaub’ schon, dass es einfacher ist, ohne Beine zu leben als mit einer psychischen Pein, die dich nie wieder loslässt“, sagt Flo Sitzmann in einem seiner vielen Fernsehinterviews. Doch dieses Handicap wandelt der Optimist zu seiner Marke. Der Familienvater, Behindertensportler und Buchautor möchte eine Inspiration für all diejenigen sein, die in aussichtslosen Situationen stecken. Schicksalsschläge waren für ihn meistens ein Startschuss zum Entdecken neuer Wege. Aufmerksam wurde er auf die Familie Kuhnlein, für die „Franken helfen Franken“ rund 210.000 Euro gesammelt hat. Seit einem Zeckenbiss ist Juliane Kuhnlein gelähmt und wird zu Hause betreut. Florian Sitzmann ist öfters in Coburg, „Es ist toll, wenn Menschen für ein Schicksal zusammenstehen und vieles geben“, sagte er. „Die Coburger haben es ’drauf“, meinte er über den „tollen Empfang“. Infos unter Miles for Hope.

Von unserem Mitarbeiter Christoph Winter
Published On: Donnerstag, September, 2022